In Stade geborenes Pferd wird jetzt zum „Hengst des Jahres gekürt"

Züchterin nimmt die Auszeichnung ergriffen bei Verdener Hengstmarkt entgegen.

Von Hans-Lothar Kordländer

Stade/Celle. Die Auszeichnung  „Hengst des Jahres“ für einen von einem hannoverschen Pferdezüchter gezogenen Vererber ist beinahe wie ein „Sechser“ im Lotto. Diesmal konnte sich die Stader Pferdefreundin Christine Müller für den in ihrem Stall geborenen Rappen Rotspon,  einem Rubinstein/Argentan-Sohn, feiern lassen. Der inzwischen fast 23 Jahre alte Hengst  wurde nach der Körung im Jahre 1997 vom Celler Landgestüt gekauft. 

Mit dem TAGEBLATT besuchte Christine Müller jetzt „ihren“ Hengst  Rotspon in der Hengstprüfungs-Anstalt des Landgestüts in Celle Adelheitsdorf. Die mitgebrachten, leckeren Äpfel aus seiner Geburtsstadt hatte das Pferd schnell verputzt. Bei einer Fotosession brachten sich Hengst und Züchterin elegant in Position. 

Bereits vor 14 Tagen war Rotspon, der nach einem leckereren Wein benannt ist, beim Verdener Hengstmarkt zum „Hengst des Jahres“ gekürt worden. Die Ehrung wurde bis zur Ehrung sterng gehütet. Um von einer Kommission des Hannoveraner-Verbandes nominiert zu werden, musste der Vererber eine Reihe von Leistungsbedingungen erfüllen. Überglücklich nahm Züchterin Christine Müller die Ehrung für ihren verstorbenen Mann Hans-Heinrich entgegen, während der Celler Landbesachäler vor dem begeisterten Publikum in der Niedersachsenhalle  auf die Ehrenrunde ging. 

Wie der Hannoveraner-Verband mitteilte, sei der elegante Rappe ein Hengst, der aus dem Hintergrund gewirkt habe. Vor allem auf der Mutterseite. Rotspon gebe seinen Nachkommen neben überdurchschnittlichen Grundgangarten eine hohe Rittigkeit mit. „Attribute, die Reiter auf der ganzen Welt zu schätzen wissen.“  

Am 22. Februar 1995 wurde Rotspon im Pferdestall des Züchterehepaares bei Hans-Heinrich und Christine Müller in Stade geboren. Die passionierten Pferdezüchter glaubten von Beginn an die gute Qualität des Rappfohlens,  und stellten es 1997 bei der Hengstkörung in der Verdener Niedersachsenhalle vor. Auf dem Hengstmarkt erwarb ihn damals das Landgestüt Celle und gab ihm den Namen Rotspon. Das ist die traditionelle, norddeutsche  Bezeichnung für qualitätsvolle Rotweine. 

„Wie der klangvolle Name der aus Frankreich eingeführten Weine liest sich auch das Pedigree  des Hengstes.  Über Rubinstein/Argentan/Pik Bube und Wendekreis sind Hannovers sogenannte Stempelhengste zu finden und machen Rotspon zu einem der bedeutendsten Vertreter des Stutenstammes der Noreja, der durch das  Vielseitigkeitspferd Amadeus Olympisch ist.“ Die Mutter Rotspons, Staatprämienstunde Antailia,  habe ihre Rittigkeit und  Bewegungsqualität ebenfalls unter Beweis gestellt. Sie habe  dreijährig das prestigeträchtige Reitpferde-Championat in Hannover gewonnen. 

Rotspot überzeugte seinerzeit seit seiner Hengstleistungsprüfung in Adelheitsdorf. Mit überdurchschnittlichen Punktzahlen führte er den damaligen Jahrgang souverän an. Mit dem Prüfungssieg bescherte Rotspon seinem Züchterpaar, Hans-Heinrich und Christine Müller,  1999 den „Freiherr von Stenglin-Preis“ des Hannoveraner-Verbandes.

 

Sein Zuchteinsatz von Celle aus führte Rotspon in das Land Wursten auf die Hengststation  Oberndorf, knappe 50 Kilometer von seinem Geburtsort Stade entfernt. Auch nach 18 Jahren ist er auf der Besamungsstation Dorum beliebt. Nachkommen des Rapphengstes haben nach Darstellung des Hannoveraner-Verbandes viele züchterische und sportliche Erfolge errungen. Knapp 100 seiner Söhne und Töchter seinen im  Dressurviereck  auf höchsten Niveau erfolgreich. „Häufig seien seine Gene in den Pedigrees erfolgreicher Dressurpferde zu finden. Allen voran bei Olympiasieger Showtime FRH, der mit Dorothee Schneider bei der Olympiade  in Rio de Janeiro zur deutschen Goldequipe gehörte. 

Züchter Hans-Heinrich Müller konnte Rotspons Erfolg nicht mehr miterleben. Er starb wenige Jahre nach der Geburt des Hengstes. Stellvertretend nahm Christine Müller jetzt  die hohe Auszeichnung entgegen, ein Ölgemälde des Künstlers Manfred Busemann und einen gutdotierten Scheck. Gemeinsam  mit der R+V/Vereinige Tierversicherung zeichnet der Hannoveraner-Verband seit 1992  einmal im Jahr jeweils einen bedeutenden Hannoveraner-Hengst aus.

 

Nachdem Rotspon von Landstallmeister Dr. Burchard Bade 1997 für das Landgestüt gekauft wurde, sagte das Ehepaar Müller seinerzeit: „Wir haben immer die besten Stuten behalten und damit weitergezüchtet.“ Die Müllersche Pferdezucht, die bis heute weiterbetrieben wird, ist somit das Ergebnis einer konsequenten Aufbauarbeit. Schon vor dem Erfolg von Rotspon – und auch danach – hat sich der Zuchtbetrieb  mit herausragenden Pferden einen Namen über die Landesgrenzen hinaus gemacht.

 

Angefangen hat alles 1972. Christine Müller entschloss sich damals, dem Reitsport zu widmen. Nur zögerlich entdeckte auch ihr Mann sein Herz für Pferde, steigerte sich aber mit Elan  in die züchterische Arbeit hinein. Zum Beispiel die Stute Solaria vom Hengst  Waidmannsdank bracht über 15 Fohlen  auf die Welt. 1987 feierte  das Ehepaar mit der Stute Walencia mit einem Sieg bei der Bundesstutenchau in Warendorf einen furiosen Erfolg. Tiere aus Müllers Pferdezucht wurden Europameister und gewannen bei regionalen und überregionalen Schauen und Sportwettkämpfen hohe Auszeichnungen und Preise.

 

Christine Müller setzte die erfolgreiche Pferdezucht auch nach dem Tod ihres Mannes fort. Die Pferde und der Pferdesport gehören auch heute noch zu ihrem Leben wie das tägliche Brot.