Bauernwetter

Landkreis Stade. Nach einem mehr als durchwachsenen Sommer hatten Niedersachsens Landwirte auf einen sonnigen Herbstauftakt gesetzt. Derzeit allerdings gehen diese Träume in sehr viel Regen unter. „So ein verrücktes Jahr habe ich in meinen mehr als 25 Berufsjahren noch nicht erlebt“, sagt Manfred Tannen aus Wittmund. 

Die Böden seien durch tägliche und zumeist auch recht ergiebige Regenfälle total aufgeweicht. Es sei jetzt eine lange Periode mit trocknen und sonnigen Tagen notwendig, damit die Flächen wieder soweit abtrocknen können, dass sie zumindest befahrbar sind. 

Ähnliches berichtet Geschäftsführer Manfred Ostendorf aus dem Landvolkkreisverband Wesermarsch. Auf den schweren Marschböden im Norden Niedersachsens ist vielerorts die Herbstbestellung noch gar nicht begonnen worden. „Viele Bauern haben noch keine Wintersaaten wie Winterweizen säen können, häufig noch nicht einmal die Bodenbearbeitung erledigt“, beschreibt Tannen. Lediglich der Winterraps sei in der Erde, die zarten Pflanzen würden jetzt aber regelrecht absaufen. 

Auch die Maisernte ist auf den vom Regen aufgeweichten Marschböden zurzeit allenfalls unter großen Kraftanstrengungen möglich. Auf den leichteren Standorten in der Heide dagegen laufen die Maishäcksler weiter. Problematischer wird es dagegen auch für die Anbauer von Zuckerrüben. Die Hackfrüchte bevorzugen bessere Böden und sind damit jetzt ebenfalls schwierig zu ernten. Die Kartoffeln dagegen werden durch die stetigen Niederschläge in Mitleidenschaft gezogen und können nicht direkt vom Feld eingelagert werden, weil sie viel zu feucht sind.

Weit im Verzug sind die Landwirte auch mit der Bestellung der sogenannten Greeningflächen. „Unsere Ackerbauern müssen ihre Anbaupläne zumeist grundlegend umstellen, weil sie ihre Felder nicht wie geplant bestellen konnten“, fasst Tannen zusammen. Auf den Grünlandstandorten an der Küste haben auch die Milchkühe bereits wieder ihre Ställe bezogen, auch das Jungvieh fühlt sich auf den durchnässten Weiden nicht mehr wohl. Auf vielen Wiesen vergammelt jetzt der letzte Silageschnitt, weil er auf Grund der Wetterlage nicht geworben werden konnte. 

Die engen Zeitfenster durch die Witterungsunbilden sorgen auch bei den Lohnunternehmen und Maschinenringe für viel Verdruss: Sie müssen ihre Einsätze ebenfalls immer wieder neu kalkulieren und wesentlich längere Arbeitszeiten einplanen. Die Folgen der stetigen und zumeist recht ergiebigen Niederschläge, die seit Mitte Juli immer wieder niedergehen, werden für die Landwirte noch lange bemerkbar bleiben. (LPD)