Impulsive Diskussion zur geplanten Strukturreform der Reitvereine

Von Hans-Lothar Kordländer

 

Bremervörde. „Dort, wo die Vereinsarbeit funktioniert, müssen die Verbandstrukturen erhalten werden.“ Das ist der Tenor der Diskusssionsbeiträge einer Regionalkonferenz des Pferdesportverbandes Hannover in Bremervörde. 

Die Mitglieder des Stader Bezirksreiterverbandes – über 100 Pferde- und Sportfreunde waren gekommen - sprachen sich nicht grundsätzlich gegen  Veränderungen aus. „Dort, wo es notwendig ist, können sich ja Kreisverbände zusammenschließen“, wurde mehrfach von Besuchern geäußert. 

Der Pferdesportverband Hannover (PSVHAN) hatte zu vier Regionalkonferenzen in Niedersachsen eingeladen, um Vereinsvertreter des Pferdesports über den aktuellen Stand des Landesprojektes zum neuen Verbandskonzept „Pferdesportverband 2020“ zu informieren.  Mit dem Vorhaben soll laut der hannoverschen Dachorganisation die Entwicklung für die nächsten Reiter-Generationen aufgestellt werden, um eine tragfähige Zukunft und große Gemeinschaft zu bekommen. 

Eine sogenannte Lenkungs- und  Projektgruppe  hat bereits 2014 zusammen mit  der Führungsakademie im „deutschen olympischen Sportbund (DOSB)“  Planungen aufgenommen.  Nach Befragung der Bezirks- und Kreisverbände erfolgten entsprechende Auswertungen. Es wurden Stärken und Schwächen des Verbandes ausgewertet sowie Chancen und Risiken der zukünftigen Anspruchsgruppe analysiert. Auch in Bremervörde sollte jetzt  vom Vorstand des PSH  der aktuelle Stand des Konzeptes 2020 vorgestellt und diskutiert werden. Dabei waren Hindernisse zu überwinden.

Veronika Rücker, Vorstandsvorsitzende der Führungsakademie  des DOSB hatte von Beginn an Probleme, den Versammlungsmitgliedern das bislang erarbeitete Zukunftsprojekt zu

vermitteln. Gleich zu Anfang stellte  der Vorsitzende des Kreisverbandes Osterholz, Ulrich Greinert, einen Antrag, um den geplanten Verlauf des Informationsabends zu ändern. „Wir sollten hier erst einmal diskutieren, ob die Vereine überhaupt eine so umfassende Strukturreform benötigen und ob  die vorgeschlagen Ziele überhaupt umsetzbar sind.“ Ihm würden die Änderungswünsche der Vereine bislang fehlen. „Viele fühlen sich hier heute Abend vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Der stellvertretende Kreisvorsitzende von Verden, Dieter Meyer, ergänzte: „Viele Vereinsvertreter sind mit den bislang bekannten Grundideen nicht einverstanden.“ 

Die Geschäftsführerin des hannoverschen Pferdesportverbandes, Erika Putensen, machte deutlich, dass bereits 2014 über das Strukurprojekt abgestimmt worden sei. „Auch wenn damals nicht viele Vereine vertreten waren.“ Bei der bisherigen Arbeit der Planungsgruppe  würden insbesondere die Vereine des Pferdesportverbandes im Mittelpunkt stehen. „Unsere großen Säulen sind die Turnier- und Freizeitreiterei, die in den Gemeinschaften mehr zusammengeführt werden soll.“ Die Freizeitsportler müssten noch mehr in den Blickpunkt rücken. „Die Säule Freizeitsport soll im Zuge der Reform verstärkt werden.“ Überdies machte Putensen deutlich, dass es in vielen Reitvereinen und Kreisverbänden schwierig sei, Mitglieder für die Vorstände zu finden. Nach ihrer Überzeugung könnte dieses Manko durch Zusammenschlüsse von Kreisverbänden zu Regionen verbessert werden. „Unsere Vereinsmitglieder  müssen Nutznießer der Strukturveränderungen sein“, hob der Vorsitzende des Stader Bezirksreiterverbandes, Rudolf Kruse, hervor. 

Das Gros der Versammlungsmitglieder dagegen befürchtet, dass die Vereine im Stader Bezirksverband zu groß werden und so enge Bindungen zu den Reitern verloren gehen.  „Gut funktionierende Vereine werden aufgelöst“, befürchtet Dieter Meyer.  Insbesondere Entfernungen  zu Turnieren für jüngere Pferdesportler würden sich drastisch verlängern und unter Umständen nicht mehr so einfach zu bewältigen sein.

„Wir müssen Vor- und Nachteile abwägen“, hob Dr. Martin Lübbeke, Vorsitzender des unterelbeschen Ren- und Reitvereins, hervor. „Wir dürfen nicht pauschal diskutieren.“  Es

müsse angestimmt werden, in welcher Form die Reformstruktur tragbar ist. Der stellvertretende Landesvorsitzende Klaus Oetjen berichtete, das von den Strukturmaßnahmen 700 Vereine im PSV betroffen seien. Überdies kritisierte er die zum Teil doch sehr aggressive Form der Diskussionen an diesem Abend. Dietmar Meyer, Vorsitzender des Harsefelder Reitvereins  verglich die Beiträge am Abend im übetrtragenden Sinne mit einem Autokauf. „Wir reden hier über die Ausstattung eines Autos und haben den Wagen noch gar nicht gekauft.“

Referentin Veronika Rücker meint,  mit einer Reform und den neuen Regionalverbänden könnten die Vereine in Zukunft nur profitieren.  Im Konzept sei nicht vorgesehen, Kreisverbände zu Regionen zu zwingen, bot sie Paroli.  Man werde sich an bestehenden Strukturen orientieren. Im Konzept sei vorgesehen, das jede der neu zu gründenden Regionen aus etwa 40 Reitvereinen bestehen solle. „Im Bereich des Pferdesportverbandes sollen zwölf Regionen eingerichtet werden, deren Umkreis jeweils nicht mehr als 100 Kilometer besteht.“ 

Bezirksvorsitzender Kruse  und stellvertretender Landesvorsitzender Oetjen machten deutlich, das keinem Kreisverband etwas übergestülpt werden solle. Abgestimmt über die Strukturänderungen werde erst, wenn ein schlüssiges Konzept vorliege.

In ersten Überlegungen der Planungsgruppe war offenbar einmal angedacht, dass die Kreisverbände, Stade, Bremervörde und Osterholz eine Region bilden könnten. Während der Info-Tagung in Bremervörde erzählte  Kruse aber von einer möglichen Gemeinschaft der Kreisverbände Bremervörde und Rotenburg. Es bleibt also offen, ob überhaupt und wie Regionen innerhalb des jetzigen Stader Bezirksreiterverbandes, der bei einer Bildung von Regionen aufgelöst werden soll,  entwickelt werden. Es gibt offenbar noch viel Diskussionsbedarf.