Aktion „Schwalben willkommen!“

Bürger melden über 5000 Brutplätze im Landkreis Stade

 

Landkreis Stade. Erneut haben viele Menschen und Firmen das Artenschutzprojekt  „Schwalben willkommen!“ im Landkreis Stade unterstützt. Das Naturschutzamt erhielt im Jahr 2018 insgesamt 170 Meldungen über 5142 Brutpaare – mehr als doppelt so viele wie zu Beginn der Aktion 2014.

 

Landrat Michael Roesberg dankte rund 100 engagierten Schwalbenfreunden, die einer Einladung ins Stader Kreishaus gefolgt waren. Der namhafte Ökologe Dr. Ernst Paul Dörfler würdigte das Schwalben-Projekt mit einem spannend-unterhaltsamen Festvortrag.

 

Genau 2114 Rauchschwalben-, 2041 Mehlschwalben-, 491 Uferschwalben- und 496 Mauersegler-Bruten waren in diesem Jahr gemeldet worden. Diese vergleichsweise hohe Zahl von erfassten Brutpaaren sei darauf zurückzuführen ist, dass immer mehr Bürgerinnen und Bürger aufmerksam sind und Schwalbennester melden, so der Landrat. Das bedeute leider nicht, dass die Schwalbenpopulation wachse. Schwalben gehören nach wie vor zu den sehr bedrohten Arten.

 

Der Ökologe und erfolgreiche Buchhautor Dr. Ernst Paul Dörfler sorgte am „Schwalbenabend“ bei aller Nachdenklichkeit über das Artensterben auch für  Heiterkeit.  „Liebeslust und Ehefrust der Vögel“ lautete sein Thema und schon der Titel ließ erahnen, dass Allzumenschliches zumindest scheinbar auch beim Federvieh zu beobachten ist. Von „Brautgeschenken“, die kein Plunder sein dürften,  war da die Rede und vom „Flirt nach Mittagnacht“, dem Gesang der Nachtigallenmännchen. Der muss so extrem betörend sein, da das Weibchen ebenso gut bei Stimme ist und es in der Dunkelheit weniger auf die Farbenpracht des potentiellen Partners ankommt. Ernüchtert widmet sich Frau Nachtigall später dem Nachwuchs, denn, so Dörfler: „Der vermählte Gatte schweigt.“

 

Von Monogamie bis Polygamie, von gleichgeschlechtlicher Partnerschaft über die Mischehe unter verschiedenen Arten bis hin zu „Unehe“ der Kuckucke reicht das Spektrum der Vorlieben. Auch „Fremdfliegen unter Nachbarn“ beobachten die Ornithologen. Dieser Ehebruch unter den Gefiederten diene der genetischen Vielfalt, so die fast rechtfertigend klingende  Erklärung der Wissenschaft.

 

Aber der 68-jährige Ernst Paul Dörfler, einer der engagiertesten Umweltschützer der DDR und deshalb jahrelang von der Stasi bespitzelt, hat auch mahnende Worte mitgebracht.  „Ohne Insekten kein Vogelnachwuchs“, so sein Plädoyer für artenreiche Wiesen- und Weideflächen.

 Zurück zu den Schwalben: Waltraud Schwarz (BUND) berichtete über das große Interesse einiger Grundschulen an der Schwalbenaktion. Wie sehr Kinder sich von den eleganten Insektenfängern bezaubern lassen, zeigte die zehnjährige Geeske Schlichting aus Balje. Die Schülerin las aus ihrem Naturtagebuch vor, in dem sie das Familienleben der Schwalben auf dem Bauernhof in ihrer Heimat während der Grundschulzeit beschrieben hat.

 

 Schwalbenprojekt geht 2019 in die nächste Runde: Das Schwalbenprojekt im Landkreis Stade soll auch im Jahre 2019 fortgeführt werden, um eine immer bessere Datengrundlage zu bekommen, so Landrat Michael Roesberg. Ein entsprechender Aufruf werde im Frühjahr erfolgen. Seit Juni 2016 gibt es auch die Möglichkeit, Schwalbennester online zu melden. Gemeinsam mit dem Landkreis Lüneburg, der dieses Onlineportal schon einige Jahre betreibt, wurde die Plattform so gestaltet, dass Schwalbenfreunde Ihre Schwalbenart, Nestanzahl und Standort melden können.

 

Das Projekt „Schwalben willkommen!“ erfolgt in Kooperation des Landkreises Stade, der Verbände BUND und NABU sowie der Ornithologisch-Naturkundlichen Arbeitsgemeinschaft (ONAG). Internet:  www.landkreis-stade.de/schwalben

 

Pressestelle Landkreis stade/Christian Schmidt