Nicht lamentieren, sondern zupacken

LPD. Nicht lamentieren, sondern zupacken und Hilfe organisieren. Frei nach diesem Motto will das Landvolk Niedersachsen zwischen Landwirten mit noch vorhandenen Futterreserven und denen in Futternot vermitteln. „Im vierten Monat mit hochsommerlichen Temperaturen und anhaltender Trockenheit sind überall in Niedersachsen verdorrte Weiden und vertrocknete Maisfelder selbst für den Laien unschwer erkennbar“, sagt Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke. 

Das hat den Verband veranlasst, gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen eine Grundfutterbörse zu etablieren. Landwirte, die noch aus den Vorjahren über gut gefüllte Silageplatten oder Heu verfügen, können sich beim Marktportal der Landwirtschaftskammer registrieren, einloggen und grundlegende Angaben wie Futterart, Menge, Preisvorstellung und Kontaktmöglichkeit eingeben. Per Mail oder Telefon können sich die Landwirte dann schnell und direkt über einen möglichen Handel einig werden. Diese Plattform soll Betrieben helfen, die dringend auf Futterlieferungen angewiesen sind. Die Grundfutterbörse wurde unter Federführung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen auf Ebene des „Grünen Zentrums“, dem Zusammenschluss der Beratungsorganisationen, eingerichtet. Unter www.lwk-niedersachsen.de/marktportal können Anbieter und Bieter in wenigen Schritten schnell zusammenfinden.

Niedersachsens Tierhalter haben das Angebot einer Grundfutterbörse dankbar aufgegriffen. In den ersten 14 Tagen, seitdem die Börse eingerichtet wurde, wurden bereits 200 Angebote und Nachfragen gemeldet, teilt der Landvolk-Pressedienst mit. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat die Börse federführend für das „Grüne Zentrum“ eingerichtet und damit den Landwirten einen Marktplatz für Grundfutter gegeben. Die lang anhaltende Trockenheit und die große Hitze der Sommermonate hat überall im Land auf Wiesen und Weiden das Gras verdorren lassen, auch die Maisernte fällt deutlich geringer aus als in anderen Jahren. Damit fehlen die wichtigsten Futterpflanzen für die Winterfütterung der rund 2,7 Millionen Rindviecher in Niedersachsen. 

Absehen sollten Tierhalter aber vom Zukauf von Stroh oder Heu aus östlichen Ländern. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in den Wildschweinbeständen vieler Regionen Osteuropas wie Polen, dem Baltikum, Moldawien, Rumänien und Tschechien, Weißrussland, der Russischen Föderation, Ukraine, Georgien, Armenien und Aserbaidschan immer weiter aus. Auch Ungarn ist mittlerweile betroffen.  Vielfach wurden bereits Hausschweinebestände mit ASP infiziert. Es besteht die große Gefahr, das Virus über Futtermittel und Einstreu mit einzuschleppen. 

Milchviehhalter haben sich im Rahmen des Qualitätsmanagements Milch zudem verpflichtet, nur Futtermittel zuzukaufen, die der Futtermittelrahmenvereinbarung beigetreten sind und über die Organisation „Qualität und Sicherheit“ (QS) gelistet sind. Das Landvolk Niedersachsen appelliert daher an die Tierhalter, die Chancen der Grundfutterbörse zu nutzen, um Futterlücken zu schließen. Außerdem hoffen die Landwirte weiter auf Regen, damit auf abgeernteten Getreide- oder Maisfeldern nun noch Ackergras als Zwischenfrucht eingesät werden kann. Bei ausreichender Feuchtigkeit könnten die Sämereien im warmen Boden rasch keimen. Die Nutzung dieser Ackergräser im Herbst könnte ebenfalls die knappe Grundfutterversorgung aufbessern. Foto: Kordländer